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veröffentlicht am 10. September 2020 • gelistet in der Kategorie Information - Informationen
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Nach der Sommerpause und zur Spielzeiteröffnung 2020/21, der die Corona Pandemie neue Aktionsmuster auferlegt hat, startete in Ljubljana TRIGGER. (von Dieter Topp)
Die Plattform für zeitgenössische darstellende Kunst überwiegend freier Theater wurde vom „Glej-Theater“, dem „Bunker Ljubljana“, „Moment Maribor“, dem „Mladinsko-Theater“ / Nova posta und der „Stadt der Frauen“ entwickelt.Zum zweiten Mal fand die Veranstaltung mit internationalen Gästen der Szene statt zur Stärkung von Kompetenzen unabhängiger slowenischer Produzenten und Künstler, insbesondere im Bereich von Internationalisierung, auch zum Zweck von internationalen Verbindungen. Das kleine EU-Land beheimatet eine gewichtige Szene.
Die Plattform 2020 kombinierte eine Präsentation von Vorstellungen und Veranstaltungen mit ausreichend Potenzial für den internationalen Markt, Diskussionsrunden, Vorträgen und Workshops mit Kuratoren internationaler Festivals, Agenten und Spezialisten für Vertrieb und internationale Zusammenarbeit mit dem Ziel, Fachwissen über die Entwicklung von Strategien und Methoden zur Verbreitung, Vernetzung und Internationalisierung zeitgenössischer performativer Künste zu erlangen.
TRIGGER sollte zur Ausweitung und Verbesserung auf unterschiedlichen Ebenen der Wettbewerbsmöglichkeiten für slowenische Künstler auf dem internationalen Markt dienen, der Situation für slowenische Produzenten unabhängiger darstellender Künste, der Chancen zur Verteilung unabhängiger Aufführungen auf nationaler und internationaler Ebene, der Schaffung eines Raums für Austausch von Fähigkeiten auf Feldern, die keine formellen oder informellen Verfahrensweisen für Bildung und Entwicklung bieten (Berufe in Produktion, Management und technischer Unterstützung).
Hinzu kommen Schaffung und Pflege von Verbindungen zu wichtigen europäischen Festivals und Produzenten, die Förderung slowenischer Künstler und Aufführungen, so wie langfristiger Einfluss auf die Vielfalt inländischer Produktionen in Bezug auf den Austausch von Beispielen bewährter Verfahren und Erfahrungen aus dem Ausland und eine größere Stabilität der slowenischen Produzenten.
Das Projekt ist Teil eines Partnerschaftsnetzwerks , das u.a. von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und der Republik Slowenien kofinanziert und auch vom Ministerium für öffentliche Verwaltung, dem Kulturministerium und der Stadt Ljubljana unterstützt wird. Das Center für Kreativität startete Trigger als Koproduzent mit strategischer und praktischer Teilhabe der oben genannten Plattform-Entwickler zusammen mit Kollektiven und Künstlern.
Ein Blick ins Programm 2020 zeigt die Vielfalt der Beteiligten und Vorstellungen auf, wie ein Besuch der Plattform Auskunft über die Qualität der einzelnen Stücke gab:
Beginnen wir mit den „Opium Clippern“ (P: Theater GLej), der „Teestunde für Fünf“, einer Vorstellung zur Entschleunigung aus dem gestressten Alltag von Neja Tomsic: Ein visueller Essay, der handbemalte Keramik und Performance verbindet. Zentraler Teil des Projekts waren fünf handbemalte Keramik-Tee-Sets, die die Geschichte des Tee- und Opiumhandels von Mitte des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts in China darstellten.
Dazu erzählte sie erzählt über den China-Traum, der zu Konflikten und Kolonisierung und der Entwicklung des Kapitalismus im China des 19. Jahrhunderts führte. Die Geschichte der Opiumflotte dokumentierte nicht nur diese besondere Ära, sie beleuchtete auch ihre Folgen und das Verständnis der heutigen politischen Welt.
Die Aufführung „Das zweite Mal“ (P: Mestro zensk und Stadt der Frauen) war eine Fortsetzung des ersten Solos von Simona Semenic. Sie erzählte von ihren letzten Jahren, in denen sie – auf die eine oder andere Weise – mit der Verschlimmerung ihrer Epilepsie fertig geworden war und dabei auch über das Gesundheitssystem.
„De Facto – Go with Yourself“ (P: Pekinpah, Cankarjev dom) von Leja Jurisic und Milko Lazar bildete das Terrain für die Suche nach der Wahrheit in der postfaktischen Welt. Die Wahrheit, die sich in der Bühnenpräsenz des ungezähmten weiblichen Körpers und der dekonstruierten Klangmatrix widerspiegelte, die sich auf der Bühne zu einer sinnlichen Manifestation von Sehnsucht, Leidenschaft und Mut entwickelte.
Weiterhin überzeugte „Hero 2.0 – Die Show aller Shows“(P: Moment, EN-KNAP). Darsteller Uros Kaurin und Vito Weis, die um ihren Platz und die Anerkennung des Publikums rangen, repräsentieren junges Autorentheater des Landes. Ihr echter und humorvoller Modus Operandi wurde zu ihrem ureigenen Modus Vivendi. Sie touren um die Welt, zwei nackte Darsteller, die um der „Show aller Shows“ willen alles von sich geworfen haben.
„Katarina on Demand“ ist Teil zwei einer Trilogie (P: Glej Theater, Zavod Poza). Katarina Stegnar und Jure Novak konzentrierten sich auf der Bühne ein weiteres Mal auf Grenzen von Fiktion und Realität.
Als Ausgangspunkt stand die Beziehung zwischen einer Schauspielerin und einem Regisseur, die versuchten, Dürrenmatts „Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter“, die Geschichte der Filmmacherin F. zu inszenieren, die den Auftrag erhält, einem Mord auf den Grund zu gehen und auf der Suche nach der Wahrheit selbst in die irrwitzige Geschichte verwickelt wird. Hier konzentrierte sich Katarina (eine großartige Katarina Stegnar) auf Aggression in all ihren Interpretationen, sowohl auf die fiktiven als auch auf die tatsächlichen Beziehungen zwischen der Schauspielerin und dem Regisseur.
Die „Erste altruistische Performance“ basierte auf der Frustration und Unzufriedenheit des Autors mit den meisten sogenannten künstlerischen Projekten (einschließlich seiner eigenen), die unglückliche, ungerechte, illegale und ähnliche miserable Situationen des anderen und der anderen zur Eigenwerbung ausnutzen und so ihr künstlerisches Ego stärken, um dabei weitgehend autark innerhalb der Grenzen des Kunstsystems zu sein. Marko Bulc a.k.a. Mare Bulc, Theaterregisseur und Performer aus Ljubljana Bulc arbeitet auch als Schauspieler, Dramatiker und Intermedia-Künstler. Seine Werke wurden in Europa und den USA präsentiert.
„Ich kann nicht anders“ (P: Bunker, Ljubljana )
„Die Welt um uns herum ist gesättigt mit Ereignissen, gesättigt mit Veränderungen, und wenn es eine Konstante gibt, ist es momentane Unsicherheit. Wir spüren die Veränderungen, aber was sie sein werden, ist noch nicht klar. Eine mögliche Strategie, um die ohrenbetäubende Lautstärke der Welt zu bekämpfen, besteht darin, sich in die eigene Welt zurückzuziehen.Es ist keine Kapitulation, sondern die Verteidigung des eigenen intimen Territoriums vor der Außenwelt. Ein Rückzug in die Intimität, in die Chance einer Freiheit und die Möglichkeit einer Utopie“, so die Autorenpoetik des Kollektivs Beton Ltd. (Katarina Stegnar, Branko Jordan, Primoz Bezjak). Sie markierten die Suche nach persönlichen Einträgen in globale Themen.
„Menschen, die durch die halbe Welt gelaufen sind, um Kriegen, Verfolgung, Gewalt und Armut zu entkommen, nennen den letzten Abschnitt ihrer Route, den Abschnitt, der sie von Bosnien und Herzegowina zu einem sicheren Ziel in der Europäischen Union führt, ‚Das Spiel‘.
Das Spiel hat keine Regeln, Gesetze gelten nicht, die Befugnisse der Polizei sind grenzenlos, die Gewalt wird immer brutaler, die Gefahren werden immer gefährlicher, die Möglichkeiten werden immer kleiner und das Ziel immer weiter … Für viele ist das Spiel fatal.“ Aufzeichnungen basierend auf Zeugnissen der „Datenbank Border Violence Monitoring“ zeigten in der Produktion von Mladinsko Theatre und Maska Ljubljana in schockierender Art und Weise, dass bisher und vor allem wie Menschen an slowenisch-kroatischen Grenzen ihr Leben verloren haben.
„Das Spiel“ in der Regie von Ziga Divjak, ein Theaterprojekt, untersuchte die Rolle und Verantwortung Sloweniens und seine Grenzpolitik für das Leben und Schicksal der Menschen auf der Flucht: ein unfassbares Dokudrama.
Ganz spezielle Aufmerksamkeit erhielt „Naked Life“ (P: Via Negativa), und lud ein, darüber zu reflektieren was es bedeutet, eine lebende Spezies in einer lebenden Welt zu sein, einen Körper zu haben: Existenzbedingungen, Lebensmöglichkeiten? Ideologie war nicht die Antwort. Das Leben ist darüber hinaus. Mit poetischer Sprache visualisierten Olja Grubic (Idee und Konzept) und Bojan Jablanovec (künstlerische Leitung) – mit dem wohl feministischsten Stück in TRIGGER – die Intimität der lebendigen Präsenz des menschlichen Körpers und die Dynamik zwischen seiner physischen, mentalen und emotionalen Existenz.
Nach jeder Aufführung schrieben die sechs Darsteller ihre eigenen Gedanken als „nackte Monologe“ auf, die beim Reiben von Gemüse auf ihren nackten Körpern entstanden. Das aussagestarke Projekt wurde auf der Grundlage der Teilnahme am Via Negativa-Labor für zeitgenössische Performancekunst konzipiert.
Den erheiternden Abschluss des umfangreichen TRIGGER-Showcase bildete die Technoburlesque „Image Snatcher“ (P: Emanat, in Kooperatin mit Klub Gromka, Maska, Kino Siska), eine Komödie des Körpers, die sich über die Starrheit sozialer Rollen lustig machte. Es kopierte und klebte Weiblichkeit, Männlichkeit, familiäre Beziehungen, Machismo und andere entartete soziale Rollen zusammen, die als normativ angesehen werden. Wenn sich Image Snatcher ihrer sozialen Kleider Schicht für Schicht entblößten, blieb als Essenz das Nichts und dass der Rausch der durchgeführten Travestien das Leben erträglich macht: Ein amüsantes Cross-Dressing-Spiel und das Verhalten als Ergebnis einer sexuellen und körperlichen Befreiung von sozialen Zwängen.
TRIGGER barg für den Chronisten zahlreich die Möglichkeit, junges, freies, modernes, politisches Theater mit dem unbedingten Postulat anzuschauen, diesen kulturellen Teil Sloweniens zu exportieren.
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