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veröffentlicht am 4. Mai 2020 • gelistet in der Kategorie Gesundheit & Sport & Kosmetik

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  • Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) warnt vor psychischen Auswirkungen der Corona-Krise.

    Bild„Die Corona-Zeit greift unbestritten tief in das Privatleben vieler Menschen ein. Dies geht häufig mit psychischen Herausforderungen einher, denen aktuell nicht alle gewachsen sind.“ Das stellt der Vorsitzende des DPNW Dieter Adler fest, der sich besorgt zeigt, ob der alarmierenden Rückmeldungen seiner Kolleginnen und Kollegen.

    Zu den besonders belasteten Gruppen zählt das Netzwerk insbesondere psychisch Erkrankte, einsam Alleinlebende, Senioren, Familien und Kinder.

    „Viele dieser Menschen sind häufig am Ende ihrer Kräfte. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, um der Belastung Herr zu werden“, so Dieter Adler weiter.

    Aus Sicht der Psychotherapeuten muss aus diesem Grunde eine genaue Abwägung erfolgen, wieweit und wie lange die aktuellen Corona-Maßnahmen aufrecht erhalten bleiben dürfen. Und welche Hilfsmaßnahmen angeboten werden, um die Zeit geistig unbeschadet zu überstehen.

    Unsicherheit verschärft psychische Krankheiten
    „Gerade psychisch Erkrankte trifft die Corona-Krise besonders hart. Zeiten der Unsicherheit verstärken depressive Symptome und Angstzustände erheblich“, so Dieter Adler. Für Patienten mit Depressionen gehört ein geregelter Tagesablauf, regelmäßige Sozialkontakte und positive Aktivitäten zur Therapie. Fällt dies weg, so ist ein Stimmungsabfall vorprogrammiert.

    „Wenn Erkrankte morgens keinen Grund mehr sehen, überhaupt noch aufzustehen, gehen bei uns die Alarmglocken an“, schildert Dieter Adler die aktuelle Situation. „Wir befürchten eine Zunahme an akuten psychischen Krisen und Suizidgedanken.“

    Familien in Not
    Auch die Belastungen von Familien nehmen zu. Es kommt zu Partnerschaftskonflikten, weil Paare einander nicht mehr ausweichen können. Familien mit kleinen Kindern fällt die Decke auf den Kopf, weil Kinder ihren Bewegungsdrang nicht auf Spielplätzen ausleben können. Diverse Freizeitaktivitäten und Kontakte zu Gleichaltrigen entfallen.

    „Wir drehen langsam durch mit einem 2 Jährigen und einer 3 1/2 Jährigen Zuhause.“ berichtet ein überforderter Vater in der psychotherapeutischen Sprechstunde.

    Die Fälle von häuslicher Gewalt nehmen zu. Dieter Adler dazu: „Familien sehen sich zusehends im Stich gelassen angesichts der Ausgrenzung ihrer Kinder auf einer schwachen medizinischen Erkenntnislage, was die Übertragung des Virus durch Kinder betrifft. Wir sollten uns sehr schnell überlegen, welche Hilfsangebote wir Familien geben können, damit diese nicht unter dem psychischen Druck zusammenbrechen.“

    Einsame noch einsamer
    Menschen, häufig Senioren, die vor der Krise schon einsam waren, erfahren nun eine soziale Isolation, die ihren Lebensmut schwinden lässt. Der Wegfall von Besuchen und persönlichen Kontakten führt häufig zu akuten depressiven Phasen. „Hier muss dringend über Maßnahmen nachgedacht werden, wie wir diese Menschen aus der sozialen Isolation herausholen und wieder Teil werden lassen am pulsierenden Leben“, so Dieter Adler.

    Behinderte und Schwerbehinderte
    Behinderte, insbesondere Schwerbehinderte Menschen, die Hilfe und Unterstützung anderer mit Menschen brauchen, leiden derzeit noch mehr unter ihrer Behinderung. „Auch die Psyche braucht Luft zum Atmen.“ meint Dipl.-Psychologe Robert Warzecha, Vorstandsmitglied im DPNW. „Sie kann nicht auf vier Quadratmeter existieren.“


    Telefon- und Videotherapie als Teil der Lösung
    Aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen des DPNW ist ein größeres Behandlungsangebot notwendig. Dieter Adler meint: „Leider ist aktuell das Gegenteil der Fall. Covid-19 stoppt vielerorts den Antritt von Therapien, da etwa ein Drittel der Betten in Kliniken für Viruserkrankte freigehalten wird.

    Seit Beginn der Krise fallen etwa die Hälfte aller Therapien bei niedergelassenen Psychotherapeuten aus, da Gruppentherapien und Einzelsitzungen nicht mehr möglich sind und viele Patienten und Psychotherapeuten der Risikogruppe angehören. Da hilft nur eine fernmündliche oder videobasierte Beratung.

    Diese wird derzeit nur in geringem Maße von den Krankenkassen bezahlt. Aus Sicht des DPNW muss das sofort geändert werden. Der Verband fordert schon länger freie Bahn für Telefon-Therapien als Zusatz zu den Video-Therapien.

    Langzeitwirkung noch nicht absehbar
    Wird es eine Welle psychischer Erkrankungen geben? Diese Frage stellen sich gerade viele Experten. Die auftretenden Versorgungsengpässe bei größerer Belastung schüren diese Befürchtungen. Aus Sicht der Psychotherapeuten werden einige Folgen erst nach der Krise sichtbar.

    Dazu Dieter Adler: „Wenn die Normalität wieder Einzug hält, werden viele erst realisieren, was sie durch die Krise verloren haben. Darauf können wir die Menschen jetzt schon mit guter psychotherapeutischer Hilfe einstellen.“

    Dieter Adler appelliert eindringlich an die Politik: „Nehmen sie die psychischen Folgen von Covid-19 genauso ernst wie die medizinischen Herausforderungen. Machen sie jetzt den Weg frei für die maximale Versorgung mit psychischen Hilfsangeboten, damit wir nach der Krise nicht körperlich gesunde, aber gemütskranke Menschen in Deutschland haben.“

    Über den Verband
    Das „Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk – Kollegennetzwerk Psychotherapie“ (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat rund 1.400 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha.

    Mehr unter: www.dpnw.info

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